Psychoanalyse heute...

Ausgangspunkt: Psychoanalyse ist die älteste Form der Psychotherapie, von Sigmund Freud Ende des 19ten Jahrhunderts als Wissenschaft entwickelt und seit den sechziger Jahren als Kassenleistung zusammen mit der tiefenpsychologischen Psychotherapie, die auf der Psychoanalyse aufbaut, anerkannt, nach dem die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Psychoanalyse als Therapieverfahren in einer umfangreichen Untersuchung damals in den 60iger Jahren nachgewiesen wurde. Später kam die Verhaltenstherapie als Kassenleistung dazu.

Kernaspekt: Der Ansatz der Verhaltenstherapie ist der Mensch als lernendes Objekt. Dies holt ihn bei seinem Wissen, seinem Verstehen von sich selbst und der Welt, seinem Denken und seinem Bewerten und Urteilen, Gefühlen und Handeln ab. Das ist extrem wichtig; aber all das, was sich mit Lernen und Einsichten lösen lässt, ist nicht der zentrale Gegenstand des psychoanalytischen Geschehens.

Die Psychoanalyse betrachtet den Menschen aus der Perspektive des Beziehungssubjekts. Wie wir heute wissen beginnt dies mit und auch schon vor der Geburt des Kindes in der Beziehung zu seiner Mutter/Vater. Dieser Beziehungsraum, in den er hineingeboren wird, bildet die erste Grundlage für den Aufbau der Struktur, der Elastizität und Steuerbarkeit seines Ichs, sowie seiner Fähigkeit die Dynamik seiner psychischen Verfasstheit in eine erfolgreiche Lebensgestaltung einzubringen.

Die Stabilität des Ich-Erlebens, die Elastizität des Ichs, um mit den Belastung des Lebens angemessen umgehen zu können (wir nennen das heute Resilienz), die Fähigkeit, die mir gegebenen Energien und mein Können sinnvoll, konsequent und kohärent in meinem Leben umsetzen zu können, bauen auf diesen zugrunde liegenden, im Beziehungserleben mit den ersten Bezugspersonen seit der Kindheit gewachsenen strukturellen und psychodynamischen Aspekten seines Ich's auf.

In diesem Prozess, der zum großen Teil noch vorsprachlich abläuft, können sowohl durch Kleinigkeiten bis zu schwerwiegenden Traumatisierungen gestörte Verläufe in dieser Ich Entwicklung entstehen.

Ein Großteil der innerpsychischen Dynamik und vor allem ihre strukturelle Verfestigung ist dem Individuum aber nur schwer und meist gar nicht bewusstseinsfähig, vorsprachlich und damit auch wenig von Einsichten oder Verstehen beeinflussbar.

Die Kernidee der Psychoanalyse sieht das Beziehungsgeschehen des Individuums zu anderen Menschen nun als den Moment in dem sich diese Störungsmuster negativ im Fühlen, Denken und Handeln auswirken und zu einem hohen psychischen Leidensmoment, des Individuums an sich selbst, gegenüber dem anderen und der Welt führen. Typischerweise bleibt das Individuum in diesem negativen Wirkungskreis gefangen und kann sich daraus nicht selbst befreien.

Psychoanalyse als Therapieform: Die psychoanalytische Arbeit besteht darin, dass dieser krankhafte Wirkungskreis, in dem der Psychoanalytiker als der andere, als das Gegenüber, für den Patienten auftritt und ihm zur Verfügung steht, der Erlebensraum ist, indem sich die krankhaften Aspekte im Beziehungsgeschehen unbewusst und bewusst wiederholen. Aufgabe des Analytikers ist dabei zunächst sein professionelle Zurücknahme und vertrauensgebende Neutralität, um dem Patienten seinen Raum zur Entfaltung zugeben.

So wird den inneren Verstrickungen im Patienten Raum gegeben, damit sie im Erleben in der psychoanalytischen Arbeit lebendig hervortreten und dann einer gemeinsamen Arbeit des Nacherlebens, des Deutens und des Verstehens und des Verarbeitens zugängig gemacht werden können.

Die nun weit über hundert Jahre alte Wissenschaft des Psychoanalyse hat hierzu in der Entwicklung über all die Jahre ein große Anzahl von theoretischen, therapie-technischen Weiterentwicklungen hervorgebracht, so dass über die klassischen Techniken der Erlebniszuführung, der Bewusstwerdung und der Verarbeitung der relevanten Impulse unseres Unterbewusstseins die Themen der inneren Objektbildung, der Ich Konstellation, der Intersubjektivität und der Mentalisierung eine vielseitige differentiell anwendbare, prozesshafte Verfahrenstechnik zur Behandlung von psychischen Störungen zur Verfügung steht. Wichtigste Mittel ist die Sprache (Im Sinne von Beziehung gehört dazu auch das Schweigen!), das freie Assoziieren und auf Grund des prozessualen Charakters die notwendige Zeit. Psychoanalyse ist in den meisten Fällen keine schnelle Therapie, auch wenn dies durchaus vorkommt. Dies wird an der Psychoanalyse als sehr komplexe Therapieform auch immer wieder kritisiert! Sie müssen also schon neben der Bereitschaft sich einzulassen auch schon etwas Zeit mitbringen.

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